Gehörtes verarbeiten (Auditive Verarbeitung)

Betroffenen fällt es schwer, Informationen aus dem Gehörten richtig zusammenzusetzen. Die Mehrheit erzählt, dass alles als gleich wichtig gehört wird.
Problematisch sind zum Beispiel:

  • Wenn Personen gleichzeitig und durcheinander sprechen wie zum Beispiel auf Messen, bei Gruppen-Arbeiten oder bei einer Besprechung
  • Menschen-Ansammlungen, wo nicht zugeordnet werden kann, wer was sagt
  • Wort-Teile, die manchmal ankommen und manchmal nicht
  • Nebengeräusche, die dazukommen
  • Zeit-verzögertes Verstehen des Gesagten, sodass Gesprächen und Sprecher-Wechseln schwer gefolgt werden kann
     

Das Hören ist wie ein Sieb:

„Äh, so ein bisschen hab ich den Eindruck, wie so ein Sieb. Also oben kommen die ganzen Informationen rein und von allen bröckelt aber unten nur so ein bisschen wieder raus. Also grade so dieses Geräusch im Hintergrund von dem Fenster, ich weiß nicht, ob Sie das so die ganze Zeit mitkriegen, dass da draußen Autos und alles fährt, das krieg ich halt alles irgendwie mit. Und dann muss ich halt irgendwie versuchen zu filtern, welche Information davon ist jetzt wichtig? Und das rauszufiltern find ich immer so, ist schwierig, vor allen Dingen, wenn mans sich nicht bewusst macht. Ansonsten würd ich immer sagen, es ist so tröpfchenweise, was man halt hört. Also man kriegt dann mal wieder was mit und dann stückelt mans sich irgendwie eigentlich zusammen. Oder gerade, wenn so, ja mit diesen, also, gerade in der Schulzeit war das, wo man halt gelernt hat Schreiben und sowas und Lesen, ähm, wo´s dann mit den Endungen war, mit dem und den, das krieg ich bis heute nicht hin, was, das ist auch beim Hören schwierig. Also, wenn man dann irgendwas gesagt kriegt mit "m" und "n" hintereinander, dann reim ich mir meins zu recht und gut ist. Von daher, find ich, dieses Sieb ist da eigentlich `ne ganz gute, ja, ein ganz gutes Bild für.

I: Ein ganz gutes Bild, mhm (bejahend). Was passiert denn sozusagen in Ihrem Kopf, was denken Sie dann, was geht Ihnen durch den Kopf?

B: Es ist immer ein bisschen schwierig, also gerade, wenn man sich so bewusst macht und versucht, das dann zu zu regen__, zu regulieren, dann wirds fast anstrengender, als wenn man versucht, nicht zu regulieren. Ähm, gerade jetzt wieder dieses Geräusch im Hintergrund.

I: Hab jetzt ein Vogel gehört.

B: Nee, es ist immer so ein Rauschen zwischendurch und dann so Autos, und man kriegt halt irgendwie alles so mit, also auf der einen Seite sag ich immer: Eigentlich höre ich alles, aber alles zu viel. Und auf der anderen Seite, gerade wenn ich dann mal von hinten angesprochen werde, das krieg ich dann eben nicht mit. Also im Prinzip ist es wie so ein, ja wie soll ich das sagen? Wie so eine Zielscheibe im Prinzip, die kriegt alles ab und das, was in der Mitte landet im Prinzip, kriegt man dann wieder mit.“
(P. S., 153-157)

Der "Überlegenszeitraum" ist das Besondere am anderen Hören:

„Das ist wirklich das, was bei mir so ist, dass es länger dauert, Sachen, en, Sachen zu hören, ähm, was eigentlich ´n komischer Begriff ist, dass es länger dauert. Aber ich hab auch das Gef, f, fühl, also, is wirklich so'n Überlegungszeitraum, der da noch mit reinmuss.“
(D. I., 209)

Informationen müssen "auseinandergefitzelt" werden und sie kommen als "großer Brei" an:

„Also ein, äh, System war so, dass ich die Konsonaten besser verstanden hab, was ja eigentlich mein Problem war, aber das allgemeine Problem, wenn ich jetzt vor ner Klasse stehe und in der Mitte ein Mikrofon hängt, was die Konsonanten verstärkt, die gesagt werden, und ich dann Hörgeräte habe, ist das Problem immer noch, wenn viele quatschen, da bringt das gar nichts, da hör ich auch nicht, und ich kann das immer nicht filtern, ne? Das typisch ist, wie ichs meinen Kindern erkläre, ich bekomme sämtliche Geräusche rein in mein Gehirn, und mein Gehirn kann das nicht selektieren und auseinanderfitzeln, sodass ich das einzelne Kind, was direkt vor mir mit mir kommuniziert, dann verstehe. Weil alles als großer Brei ankommt und als großer Brei drinne bleibt und ich kann´s eben nicht auseinanderfriemeln. Und so wars eben dann auch beim, bei diesen Hörgeräten, dass schon viele Nebengeräusche ausgeschaltet wurden, das war gut, aber sämtliche Sprachgeräusche eben nicht. Und wenn dann eben viele Kinder durcheinanderwuseln, weil sie sich mal wieder vergessen, was ganz normal ist in dem Alter, erste Klasse, äh, dann bringt auch ein Hörgerät nichts.“
(U. D., 109)

Das Gehörte hört sich an wie ein Gebrabbel, das schwer zu unterscheiden ist:

„Mmh, also ich, man kann sagen es klingt unscharf. Das klingt wie son Gebrabbel, also ich kann dann auch wiederholen, wo, wo der Satz höher und wo er und wo jemand tiefer wird und äh, wo Betonungen sind, wo harte Laute sind, wo weiche Laute, aber es ist nicht scharf genug, dass ich das Wort entziffern könnte.“
(U. U., 53)

Die Hörverarbeitung ist wie ein Computer mit einer entsprechenden Arbeitsspeicherauslastung:

„Äh, ja, es ist einfach so, dass man sozusagen jedes Geräusch wahrnimmt. Und ich denke, dass jeder jedes Geräusch wahrnimmt, aber auf ner anderen Lautstärke. Also man regelt das ja sozusagen runter, automatisch, und das ist einem ja nicht bewusst. Das heißt, für mich sind jetzt die Vögel draußen wahrscheinlich lauter wie für Sie. Ähm, dazu kommt, dass die Konzentration. Es ist einfach, ja, ich stell mir das immer vor wie ein Computer. Wenn man also unbewusst ablaufende Sachen hat, dann braucht es auch nicht so viel Arbeitsspeicher. Wenn man wiederum aber Sachen hat, die man die ganze Zeit aufmachen muss und also im im Arbeitsplatz auch hat, dann braucht das viel mehr Arbeitsspeicher. Das ist einfach, ja, also es braucht einfach mehr Konzentration. Aber ich glaub, das Problem von vielen Menschen, äh, ist, also dass sies nicht verstehen, ist einfach, dass es sozusagen, dass es nicht jeden Tag gleich ist. Dadurch, dass man sozusagen wie diese Leben hat, die eben hoch oder tief sein können, ähm, ist jeden Tag unterschiedlich und dann kann die gleiche Situation an einem Tag anstrengend sein und am anderen nicht.“
(O. V., 315)

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