Betroffene und ihr Selbst-Bild

Ob und wie sehr Betroffene sich wegen ihrer AVWS eingeschränkt fühlen, hängt auch mit ihrem Selbst-Bild zusammen.
Für das Selbst-Bild ist entscheidend, welche Einstellung ein Betroffener zum Leben und zur eigenen AVWS hat.
Außerdem ist wichtig, welche Wünsche und Ziele der Betroffene im Leben hat.

Fragen an die Teilnehmenden

In "SL.AVWS" wurden die Teilnehmenden der Interviews gefragt:

  • wie sie sich selbst beschreiben würden
  • welche Stärken und Schwächen sie haben
  • was sie sich für die Zukunft wünschen

Betroffene beschreiben sich, ihre Bedürfnisse und Interessen ganz unterschiedlich.
Wie zum Beispiel:

  • von offen und fröhlich bis gehemmt und traurig
  • von ruhig und ausgeglichen bis wild und chaotisch
  • von selbstbewusst und geduldig bis unsicher und gestresst
  • meist auf der Suche nach Ruhe und Erholung
  • oft eng verbunden mit der Familie
  • viel Lust auf Abwechslung und Erlernen neuer Dinge

„Meine Mutter meint, ich war schon als ich klein war eine Persönlichkeit. Ich hab mir auch deswegen von anderen Leuten auch nichts erzählen lassen. Deswegen ist eigentlich ganz froh mit dem Dickkopf, wenn ich den nicht gehabt hätte und diesen Starrsinn, dann wäre ich vielleicht durch diese ganzen Diagnosen und was die Leute mir erzählt haben, wäre ich wahrscheinlich jetzt nicht diejenige, die ich jetzt bin. Wahrscheinlich nicht ganz so gesund.“
(W. P., 331)

„Ich bin ein Freund von Teamfähig, Team, teamgruppen, eigentlich bin ich, lieb ich es, im Fußball mag, ähm so gut wie's geht, weil Fußball, Handball, sportliche Sachen sind immer wichtig. Das hilft bei der AVWS, einmal zum Abschalten von den Problemen, die es gemacht hat. Kann man ein bisschen rauszulassen und dieses Bild ist erst mal die Teamfähigkeit, die für mich wichtig ist, weil nur zusammen und nicht alleine schaffen wir das. Und die meisten, die sagen: Sie schaffen's alleine besser, die schaffen's. Aber ich sage: "Ich nicht!" Und damit bin eigentlich ehrlich gesagt, bin ich mit den meisten Leuten zusammen.“
(C. H., 55)

 

Betroffene beschreiben meist eine positive Einstellung zum Leben.
Wie zum Beispiel:

  • Aufgeben ist keine Option
  • AVWS gehört zum Leben dazu
  • im Negativen das Positive sehen
  • für kleine Dinge dankbar sein
  • achtsam leben und genießen
  • manche Dinge mit Humor nehmen

„Ähm, ich mag gern, also mir fallen kleine Dinge auf im Alltag, und das genieß ich auch. Also, drum find ich AVWS eigentlich auch nicht immer unbedingt ne Beeinträchtigung, weil viel einem auffällt, was schön ist und was anderen nicht auffällt.“
(O. V., 15)

„Also ich denk immer so: "Muss das sein ? Können die nicht etwas nachdenken ?". Diese Gedanken sind da und dann denk ich so: "Äääh, na gut ?! Packen wir´s halt nochmal und probieren´s nochmal". Anders funktioniert´s nicht. Aufgeben ist keine Option.“
(W. P., 175 - 177) 

Betroffene beschreiben sehr unterschiedliche Wünsche und Ziele für ihr Leben
wie zum Beispiel:

  • Ausbildung schaffen und einen Job finden
  • Lebensfreude bewahren
  • Anerkennung von AVWS
  • Hilfsmittel für die eigene AVWS
  • Entlastung und guter Mix aus Arbeit und Freizeit (Work-Life-Balance)
  • Hilflosigkeit überwinden
  • Gesundheit
  • Weltfrieden

„Und ansonsten, ich würd mich freuen, wenn ich einfach weiterhin meine Lebensfreudigkeit, Lebensfroheit weiter behalten kann, damit und dass einfach alles so weitermachen kann, wie ich's bis jetzt gemacht habe.“
(P. S., 395)

„Hm aus der Hilflosigkeit so'n bisschen rauszukommen. Einfach dass man, ähm, Stellen hat, wo man auch äh weiß, die verstehen einen. Also dass man nicht mehr alleine damit durch´s Leben gehen muss. Dass ist schon, ja, Hilfestellungen gibt. Anerkennung und ja.“
(P. O., 391)

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